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Interviews, Kommentare von Lesern, Portraits, Thema: Inklusion bei den Wahlen

“Verlorenes Wählerpotential”

Das Bild zeigt Dominik Bedorf im Wahlraum. Er hält an der Leine seinen Hund, der seinen Kopf zur Kamera neigt. Der Hund trägt eine grüne Warnweste mit einem roten Kreuz und direkt darüber weiße Flecken, die gemeinsam eine Pfote symbolisieren sollen. Dominik Bedorf trägt eine graue Jacke, Jeans und eine dezente Brille. Im Hintergrund stehen Tische, an denen Wahlhelfer sitzen.
Dominik Bedorf im Wahllokal Weinheim

Dominik Bedorf hat mit Webrampe über Hubert Hüppe gesprochen. Er hat eine Sehschwäche und erzählt, wie sich die Politik des Bundesbeauftragten für Behinderung auf seinen Alltag auswirkt. Bei der Christoffel Blindenmission setzt sich Bedorf als Volontär selbst weltweit für Menschen mit Behinderung ein.

 

Ich durfte Dominik Bedorf am Wahlsonntag begleiten. Im Interview erzählt er, wie er das Wahllokal in Weinheim erlebt hat.

Durch meine Sehschwäche habe ich das Problem, dass sich bei Lichtveränderungen meine Augen nicht schnell genug adaptieren können. Durch diese fehlende Anpassung sehe ich, wenn etwas dunkler wird für alle anderen, nur noch schwarz. Und anders herum genauso. Wenn ich von einem dunklen Raum nach draußen gehe, ist alles für mich gleißend hell. Und so war es jetzt auch im Wahllokal für mich. Als ich da rein gekommen bin, hatte ich eine schwarze Wand vor mir. Ich wäre über die Stufen gestolpert, wenn meine Frau mich nicht am Arm genommen und mich hoch geführt hätte.

Wird sich die zukünftige Regierung für Barrierefreiheit einsetzen?

Wenn man sich die Parteiprogramme mal anschaut, dann muss man garnicht danach suchen. Inklusion oder Rechte von behinderten Menschen, dazu sagen viele Parteien gar nichts. Wenn man Integration oder Inklusion liest, dann ist das meistens auf andere Gruppen bezogen. Nicht auf behinderte Menschen. Und behinderte Menschen stellen laut WHO 14 Prozent der Weltbevölkerung dar. Jeder siebte Mensch ist behindert. Und wenn diese Menschen nicht ernst genommen werden – und ich fühle mich häufig nicht ernst genommen in meinen Belangen – dann ist das ein Wählerpotential, dass die Parteien einfach preisgeben.

Hubert Hüppe war in den vergangenen vier Jahren “Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen”. Mit der neuen Regierung wird auch dieses Amt neu besetzt. Wie haben Sie Hubert Hüppe kennen gelernt?

Offiziell heißt er Behindertenbeauftragter der Bundesregierung. Das ist ein Mann – den ich bei einer Podiums-Diskussion im Mai kennen gelernt habe – der sehr glaubwürdig die Situation von behinderten Menschen darstellen kann. Weil er einen Sohn hat, der selbst auch behindert ist. Dadurch hat er als Vater Erfahrungen gesammelt, wie Inklusion in der Schule schlecht oder gar nicht funktioniert. Und das finde ich dann einen sehr glaubwürdigen Fürsprecher in der Politik.

Das Bild zeigtden Bundesbeauftragten für die Belange behinderter Menschen. Portraitfoto, Er trägt eine Brille, einen grau-roten Schlips und ein weißes Hemd unter einem schwarzen Anzug
Quelle: Pressestelle

In seiner Abschluss-Bilanz schreibt Hubert Hüppe: “Insgesamt muss das Tempo der Umsetzung deutlich erhöht werden. Sie darf nicht zur „Jahrhundert-Aufgabe“ werden.” Hat der Bundesbeauftragte für Behinderung überhaupt eine Stimme in der Politik?

Er darf beraten, mehr nicht. Er kann dann höchstens mal einen Vorschlag machen, was der Bundestag beschließen sollte oder was die an Richtlinien machen können. Aber das meiste, was dieser Mann machen kann, ist Diskussionen führen mit den Politikern oder den Bundestagsabgeordneten. Aber er ist kein Kabinettsmitglied und im Endeffekt ein Berater – mehr nicht.

Hier können Sie nachlesen, dass der Bundesbeauftragte für Behinderung nur eine Beratertätigkeit ausübt. Es handelt sich außerdem um ein Ehrenamt.

Wie wirkt sich diese Politik auf ihren Alltag aus?

Die Situation spiegelt sich ganz konkret in meinem Fall wider: Dass mein Behinderten-Begleithund zum Beispiel nicht offiziell akzeptiert ist. Der Hund, der mir im Zweifelsfall das Leben retten kann. Weil er mich vor schweren Zuckerschocks warnen kann und wenn ich ins Koma falle wegen einer schweren Unterzuckerung – was ab und zu mal passieren kann – da kann der Hund mir das Leben retten. Trotzdem sagt die Krankenkasse und auch der Staat: “Das ist dein Hobby. Wenn du so einen Hund haben willst, zahl selber dafür – Wir hätten übrigens gerne Hundesteuer.” Und das sind dann einfach Sachen, wo der Staat zu kurz greift.

Wie empfinden Sie den Umgang der Gesellschaft mit dem Thema Behinderung und Barrierefreiheit?

Anfang Mai war ich bei einer Podiumsdiskussion beim evangelischen Kirchentag, bei der es um das Thema Inklusion ging. Bei der Diskussion war es so, dass viele Menschen einfach nicht diese Erfahrungen gemacht haben. Die nicht-behinderten Menschen haben in vielen Fällen gar nicht das Auge dafür, was es heißt, in Alltagssituationen nicht sich selbst zu genügen und allein voran zu kommen. Sondern immer auf Hilfe angewiesen zu sein oder um Hilfe bitten zu müssen. Manchmal abgewiesen zu werden – und was es eine Überwindung kostet, dann ein zweites Mal zu fragen.

Anders herum gibt es dann auch die Überhelfer, die dann ohne zu fragen helfen wollen und dann schon fast übergriffig werden. Mir ist auch schon passiert, dass ich am Arm gepackt wurde und in eine U-Bahn rein geschubst wurde, weil man mir zeigen wollte: “Hier ist die Tür”. Man kennt vielleicht die lustige Werbung, wo ein junger Mann einer älteren Dame über die Straße hilft, die dadurch dann ihren Bus verpasst. So ähnlich war das. Weil man mir unterstellte – stillschweigend – ich könne meinen eigenen Weg nicht finden. Aber ich wurde auch nicht gefragt, ob ich tatsächlich hier stehe, um die Bahn zu bekommen. Und das sind Sachen, die einen dann auch verärgern. Weil ich ja trotzdem einen eigenen Willen und eine eigene Meinung habe und da will ich auch ernst genommen werden.

Wie Brandschutz – nicht sexy aber wichtig

Das Bild zeigt Raúl Krauthausen auf einem elektrischen Rollstuhl. Er trägt ein weißes T-Shirt mit dem Logo des Vereins Sozialhelden darauf. Das Logo ist ein roter Fleck mit einem weißen Stern darin. Das Bild wurde auf der Internetkonferenz Re:publica 2013 aufgenommen - Raúl Krauthausen trägt dementsprechend auch das Re:publica Namenskärtchen an einem Halsband. Er trägt außerdem eine Baskenmütze, eine Brille und einen Bart. Er lächelt in die Kamera.
Raúl Krauthausen – Sozialhelden

Raúl Krauthausen hat mit Webrampe über Barrierefreiheit und Politik gesprochen. Gute Erfahrungen hat der Berliner Rollstuhlfahrer bei seinem letzten Wahlgang nicht gemacht. Für die Bundestagswahlen 2013 hat er deshalb die Wahllokale einiger Großstädte vorher ausprobiert. “Wahllokal-Tester” ist eine Kampagne von Aktion Mensch für eine barrierefreie Teilhabe am politischen Leben.

Das Bild zeigt den Workshop "Raus aus der Rolle – Behinderung im Fernsehen" auf der Internetkonferenz Re:publica 2013. V.l.n.r: Raúl Krauthausen, Erwin Aljukic, Martin Fromme, Ninia Binias, Lilian Masuhr. Erwin Aljukic spricht ins Mikro und Ninia Binias lacht herzlich.  Raúl Krauthausen ist in seine Notizen vertieft und die restlichen Diskutanten schauen konzentriert auf den Sprecher. Erwin Aljukic und Raúl Krauthausen sitzen in ihren Rollstühlen und die anderen sitzen auf roten und grünen Plastikstühlen. Im Hintergrund ist eine Leinwand mit Gesichtern angeschnitten. In der Mitte steht eine Plastikbox mit Getränken darauf.
Re:publica 2013: “Raus aus der Rolle – Behinderung im Fernsehen”

Ich habe Raúl Krauthausen auf der Internetkonferenz “re:publica” im Mai 2013 kennen gelernt. Dort  führte er interessante Debatten – zum Beispiel beim Workshop “Raus aus der Rolle – Behinderung im Fernsehen“. Der Sozial-Aktivist macht sich mit Projekten wie der Wheelmap für Barrierefreiheit stark. Die Wheelmap ist eine Online-Karte in der jeder eintragen kann, ob ein Café oder ein Kino rollstuhlgerecht ist oder nicht. Die Wheelmap ist ein Projekt des Vereins Sozialhelden – genauso wie die Webseite  Leidmedien.de, die Journalisten hilft, besser über Behinderung zu berichten. Durch die Sozialhelden und über seinen Blog raul.de will Krauthausen die Menschen für das Thema Behinderung sensibel machen und ihnen aber auch den Umgang damit erleichtern.

Raúl Krauthausen über Leidmedien.de und die Wheelmap:

Das was wir mit “Leidmedien” versuchen, ist einfach die Perspektive auf Behinderung zu verändern. Also dass Behinderung nicht gleich ein Defizit bedeuten muss oder ausschließlich Defizit sondern einfach eine Art von Lifestyle sein kann, der vielleicht nicht freiwillig gewählt ist – so wie andere Emo werden oder so – sondern dass sie einfach mit ihrer Behinderung leben müssen oder leben tun und leben werden. Bei Wheelmap geht es dann wirklich darum: Wie kann ich überhaupt Teilhabe gewährleisten? Wie kann ich überhaupt diesen Menschen, die gerne mitmachen wollen, einen Zugang geben? Dafür ist die Grundlage natürlich erst einmal zu wissen: Wo kann man denn überhaupt hin?

Der Berliner erzählt, was er bei den letzten Wahlen erlebt hat.

Also das letzte Mal als ich gewählt habe, das waren Briefwahlen. Davor, da war ich in einem Wahllokal und auf dem Wahlzettel stand, dass – sollte ich eine Behinderung haben – das wissen die ja natürlich nicht – sollte ich eine Behinderung haben – müsste ich in ein anderes Wahllokal gehen. Dann bin ich halt in ein anderes gegangen – musste das ummelden – und da konnte ich dann wählen. Da war dann auch alles barrierefrei für Rollstuhlfahrer

Finden die Wählerinnen und Wähler mit Rollstuhl in der Wheelmap Angaben über die Barrierefreiheit in ihrem Wahllokal?

Wir arbeiten dran. Wir haben jetzt nicht alle Wahllokale mit drin aber es gibt die Überlegung sie alle mit einzubauen. Ich sehe ehrlich gesagt den Bedarf noch nicht wirklich so stark, weil diese Verzeichnisse gibt es eigentlich schon und die Wheelmap konzentriert sich nicht auf einzelne Events wie eine Wahl. Sondern die Wheelmap konzentriert sich auf Gebäude und wenn wir jetzt sagen würden die Wahl findet in einem Schulgebäude statt, dann müsste man eher die Schule bewerten als das Wahllokal. Das heißt: Wie erreichen wir eigentlich ein Verzeichnis aller Schulen? Das wäre mein Interesse.

Welchen Stellenwert hat das Thema Barrierefreiheit heute in der Gesellschaft ?

Also ich kann das ja auch nur aus meiner Perspektive einschätzen. Ich glaube, dass Barrierefreiheit immer wichtiger wird. Einfach dadurch, dass wir immer mehr ältere Menschen in unserer Gesellschaft haben, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind. Das bedeutet ja nicht nur Rampen, sondern das bedeutet auch starke Kontraste in der Schrift, große Schrift, gut lesbar. Das sind dann oft Design-Fragen. Und ich merke schon – auch die “re:publica” ist ja da relativ gut dabei – dass ein Bewusstsein dafür stattfindet – dass Dinge wichtiger werden, wenn wir in einer Gesellschaft leben, die immer älter wird.

Wie kann ein trockenes Thema wie Barrierefreiheit attraktiver gemacht werden?

Ich bin mir halt nicht sicher, ob man ein Thema attraktiv machen muss, nur damit es irgendwie wichtiger wird. Sondern ich glaube einfach, dass es so ähnlich wie Brandschutz ist. Brandschutz ist auch nicht attraktiv – niemand redet gerne über Brandschutz oder Denkmalschutz. Aber wenn Dinge gebaut werden oder wenn Dinge gemacht werden, dann müssen die halt berücksichtigt werden. Und Barrierefreiheit sollte genau das Gleiche sein. Das heißt: Wenn ich ein Event plane, dann muss ich an Brandschutz denken und an Evakuierungspläne und den ganzen Scheiß – der nie sexy war aber dann muss man eben auch an Barrierefreiheit denken. Und da gilt es einfach, die Entscheider oder die Leute, die eben diese Events planen, da auch ein bisschen in die Pflicht zu nehmen. Es ist nicht so, dass – wie soll ich mal sagen – es da auch keine Gesetze gibt. Man muss sie einfach nur anwenden.

Welche Organisationen und Parteien setzen sich am besten für die Barrierefreiheit ein?

Das Bild zeigt den Stand der Organisation Aktion Mensch auf der Internetkonferenz Re:publica 2013. Ein Mann in einem grünen T-Shirt erklärt einem anderen Mann mit blauem T-shirt gerade die Funktionsweise von barrierefreien Internetseiten auf verschieden großen Smartphones. Diese liegen auf dem Tresen. Im Hintergrund steht oben rechts auf dem Stand das rote Logo "Aktion Mensch" und in der Mitte ist ein blauer Kreis mit der weißen Schrift: "Barrierefreiheit online und mobil - testen Sie selbst!"
Aktion Mensch: Barrierefreiheit von Smartphones

Organisationen kann ich dir grad nicht sagen – also ich glaube die Aktion Mensch ist ganz gut da vorne dabei. Wir natürlich bei den Sozialhelden setzen uns auch sehr stark dafür ein – bei Wahllokalen jetzt weniger eher so in Orten des öffentlichen Interesses oder des Alltags. Und Parteien…mir ist zu Ohren gekommen, dass die Grünen wohl relativ gut sein sollen was barrierefreie Wahlprogramme angeht und auch Sprache. Die Linkspartei wahrscheinlich auch – danach wird´s wahrscheinlich schwieriger.

Haben Menschen mit Behinderung die gleichen Chancen in die Politik zu kommen? 

Ja klar. Also ich denke das sollten sie haben. Ob sie ´s haben, glaub ich eher nicht. Sie müssen immer doppelt so viel geben, zehn Mal so viel geben. Das hat man an Schäuble gemerkt, dem man nie zugetraut hat, dass er Bundeskanzler wird und jetzt ist er Finanzminister. Solche Menschen müssen dann immer gleich doppelt stark, doppelt tapfer und doppelt – wie soll ich mal sagen – ihre Behinderung verneinend sein. Und ich glaube bei Malu Dreyer ist es zum ersten Mal auch wirklich öffentlich Thema geworden, dass sie auch gar nicht permanent mit ihrer MS in Verbindung gebracht werden möchte und dass sie einfach eine verdammte Sympathieträgerin ist – die sie auch vorher schon war und die Behinderung einfach zum ersten Mal als das gesehen wird, was sie ist – nämlich nicht all-gegenwärtig.

Ein Staubfänger für Politik

Das Bild zeigt eine Frau mit Aussicht auf eine weite ebene grüne Fläche von oben. Sie ist von hinten abgebildet und hat ihre knallroten Haare mit silbernen Haarschmuck zu einem Dutt zusammen gemacht. Sie trägt eine schwarze Jacke und einen schwarzen Rucksack. An ihren Ohren sind beige, dezente Hörgeräte auf jeder Seite zu sehen.
Foto-Quelle: Nadja

Nadja hat mit Webrampe über Politik im Fernsehen gesprochen. Die Studentin ist schwerhörig und verständigt sich vor allem über Lippenlesen. Das TV-Duell und die Wahlarena hat sie nicht gesehen, weil sie sich von dem Medium bereits weitgehend abgewendet hat.

Wie oft schaust du TV?

Mein Fernseher ist mehr Staubfänger als alles andere. Ich schaue vielleicht drei- bis viermal im Jahr TV – mehr nicht. Früher habe ich gerne die James Bond-Filme angeschaut, da die immer untertitelt ausgestrahlt wurden. So belasse ich es meist bei interessanten Reportagen (sofern sie denn mal untertitelt sind), Filme mit deutschen Untertiteln oder Nachrichten im Ersten.

Welche Sender bringen Untertitel?

Hauptsächlich ZDF, Das Erste, MDR, SWR und NDR. Wer dagegen total verliert sind Sender wie RTL, SAT.1 und ProSieben.

Stören die Untertitel andere, wenn ihr gemeinsam TV schaut?

Wenn ich mit Freunden oder meinem Partner zusammen Filme schaue, bestehe ich darauf, dass die Untertitel eingeschaltet werden – ansonsten nehme ich nicht teil. Lange habe ich darauf verzichtet, aber wenn ich nur einen Bruchteil des Filmes verstehe, kann ich mir das auch ganz sparen. Manche stört es, aber sie akzeptieren es dennoch. Die meisten finden es aber vollkommen in Ordnung.

Zitat vom Partner:

„Es ist manchmal kompliziert, sich auf den Film zu konzentrieren, wenn man im Untertitel mitliest. Nach etwas Gewöhnungszeit stört ein Untertitel aber nicht mehr. Allerdings stellt man immer wieder fest, dass viele Untertitel absolut mangelhaft synchronisiert sind und den Sinn der Szene teils komplett verfehlen.“

Was ist deine Meinung zur TV-Politik der Sender in Sachen Barrierefreiheit?

Ein endloses Thema, über welches ich mich immer wieder und wieder aufrege. Untertitel sind technisch dank Videotext überall möglich – umgesetzt wird es aber leider bei den wenigsten Sendern. Ich nehme an, dass gerade das ZDF und das Erste vielleicht deshalb so viele untertitelte Sendungen haben, weil das Zielpublikum verstärkt ältere Menschen sind.

Gerade jetzt wo die GEZ-Gebühren von allen Menschen entrichtet werden soll, wäre es nur fair und gerecht, auch für taube und schwerhörige Menschen ein umfassendes TV-Programm anzubieten. Dann wäre auch ich gerne bereit meine Gebühr zu bezahlen. Aktuell finde ich es eine bodenlose Frechheit, dass ich Gebühren für ein Medium bezahlen soll, welches ich nicht mal wirklich nutze.

Das Fernsehen informiert nicht nur schnell und einfach über das aktuelle Tagesgeschehen, sondern ist auch fester Bestandteil der gesellschaftlichen Kultur. Schaut euch um, wo und wann überall über TV geredet wird. An jeder Ecke wird über “Wer wird Millionär”, ” How I met you mother” oder neue Spielfilme gesprochen. Als Schwerhöriger kannst du dabei nicht mitreden und wirst ausgegrenzt, da alle diese Angebote nicht untertitelt im Fernsehen angeboten werden. Mal schauen – vielleicht organisiert noch irgendjemand eine Online-Petition und es wird endlich mal etwas erreicht!

Wie informierst du dich über die Bundestagswahlen?

Ich informiere mich viel durch Onlinezeitungen. Meist lese ich die FAZ und die Süddeutsche Zeitung, aber auch die regionale Zeitung ECHO-Online wird aufgerufen. Interessiert mich ein bestimmtes Thema, so bemühe ich die Google-Suche und achte dabei auf seriöse Quellen.

Ist das Internet für alle zugänglich?

Für mich selbst ist das Internet barrierefrei – für Blinde sieht es leider ganz anders aus! Sprachausgaben sind viel zu selten. Mindestens Sprachausgaben auf öffentlichen Seiten wie von Schulen, Unis, Ärzten, Städten und Ämter sollten Pflicht sein.

Wie setzen sich die Parteien für Barrierefreiheit ein?

Keine Partei, deren Wahlprogramm ich mir angeschaut habe, schreibt viel über Behinderte und Barrierefreiheit. Alle benutzen das Wort “Inklusion” und wollen Behinderte fördern, aber sonderlich viel konkrete Vorschläge werden nicht gebracht. Daher von meiner Seite aus auch keine explizite „Wahlempfehlung“ was dieses Thema betrifft.

 Tipps von Nadja:

Auf der Seite Prisma kann gezielt nach untertiteltem TV-Programm gesucht werden.

Auf der Seite Taubenschlag gibt es in der Rubrik „TV-Tipps“ Empfehlungen zu Filmen über Behinderte und Behinderungen.